Notklingel muss in der Stadt erhalten bleiben

„Unsere Städte haben seit über 1000 Jahren drei Grundfunktionen: Wohnen-Kommunikation-Einkauf. Mindestens die Funktion Einkauf verschwindet. Das können wir nicht aufhalten. Ich kann hier zuschauen, wie aus Ladengeschäften Wohnungen werden, weil sich die Geschäfte nicht mehr rentieren. Das ist ein Funktionsverlust, den man nicht mehr zurückdrehen kann. Dessen bin ich mir schmerzlich bewusst“, erklärt Andreas Dittmann, Bürgermeister der Stadt Zerbst/Anhalt.

Und doch hat aus seiner Sicht Zerbst/Anhalt heute mehr Chancen als Risiken. Gepunktet wird mit regionaler Lebensqualität, guter Infrastruktur und einem hervorragenden Kultur- und Naturraum. „Wir sind umzingelt von Welterbe-Kulturstätten. Wir haben Kitas, Schulen für alle Jahrgänge, ein Krankenhaus der Grundversorgung, zahlreiche Arztpraxen. Zur Stadt mit 22.700 Einwohnern gehören 56 Ortsteile. Und wir haben noch Apotheken im Ort.“ Mit diesen Worten begrüßte Andreas Dittmann, Bürgermeister von Zerbst/Anhalt, seine Gäste aus Münster, die sich für ein Fotoshooting angemeldet hatten.

Damit das umfangreiche Versorgungspaket der Apotheken für seine Bürger erhalten bleibt, stellte sich Bürgermeister Dittmann für ein Fotoshooting zur Verfügung und unterstützt eine Aktion der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. Im Mittelpunkt steht dort die langfristig sichere, schnelle und wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln. Bundesweit haben sich bereits über 90 Bürgermeister dieser Aktion angeschlossen.

Bei den Apotheken befürchtet das Stadtoberhaupt einen Systembruch, sollten diese ihre Türen verschließen. Dittmann weiß um die hohe Frequenz des Internethandels. Bei Garderobe könne er noch nachvollziehen, dass man sich diese auch online bestellt. „Aber keine Internet-Apotheke der Welt wird mich in der Nacht mit meinem dringend benötigten Notfall-Arzneimittel versorgen. Und wir wissen alle, dass sich Krankheiten nicht an Öffnungszeiten halten. Spätestens bei einem Notfall ist jeder Bürger froh, umgehend versorgt zu werden und den Knopf der Notklingel betätigen zu können. Darum setze ich mich dafür ein, dass die Apotheken mit ihrer dringend benötigten Daseinsvorsorge für unsere Bürger im Ort erhalten bleiben.“

Apothekerin Katrin Ille stellte den Kontakt zum Bürgermeister her und erklärte, dass sie einmal wöchentlich Notdienst leistet. Somit sichert sie im Wechsel mit den anderen fünf Apotheken diese wichtige Rund-um-die-Uhr-Versorgung ab. Und fügt an: Noch können wir Zerbster Apotheken unsere Patienten innerhalb weniger Stunden mit allen benötigten Arznei- und Hilfsmitteln versorgen. Unsere zügige Lieferkette ist schneller als das Internet. Aber diese ausgefeilte Logistik und das breit gefächerte Leistungsangebot können wir nur aufrechterhalten, wenn Arzneimittel überall gleich viel kosten.“ Seitdem ausländische Versender mit Boni Patienten locken, gerät diese sichere Versorgung zunehmend in Gefahr. Ille: „Einem Wettbewerb um beste Versorgungs- und Beratungsqualität stellen wir uns gern. Einen Preiswettbewerb gegen ausländische Großkonzerne können wir jedoch nicht gewinnen.“

Bürgermeister Dittmann Zerbst