Girls Day in Halle: Staunende Blicke hinter den Kulissen

(Halle, 01. April 2019). Es brodelt, es zischt, es qualmt, es riecht. Laborarbeit in der Apotheke kann spannend und abwechslungsreich sein. Denn hier wird die Qualität aller Arzneistoffe geprüft, die später bei der Herstellung individueller Rezepturen, z.B. Salben, Einsatz finden. Dafür werden genau vorgeschriebene Versuchsreihen genutzt. Das erlebten am vergangenen Donnerstag, 28. März 2019, gleich drei junge Mädchen in einer Apotheke in Halle. Anlass war der jährlich stattfindende Girls Day, zu dem viele Apotheken in Sachsen-Anhalt ihre Türen öffneten. Barbara Langhans, Inhaberin der Steintor-Apotheke in Halle, ließ die Mädchen hinter die Kulissen ihrer Apotheke schauen. Und dass es hier weitaus mehr zu tun gibt als das bekannte Abgeben von Arzneimitteln, konnten die drei Schülerinnen hautnah erfahren. So lautete dann auch ihre einstimmige Aussage, dass ihnen nicht bewusst war, wie vielschichtig die Arbeit in einer Apotheke sei.

Zwei Schülerinnen der 7. und eine aus der 9. Klasse konnten praktisch selbst testen, wie ihr Blutdruck gemessen, ihr Blutzucker bestimmt oder eine Gewichts-kontrolle vorgenommen wird. Auch das Anpassen von Kompressionsstrümpfen lernten sie kennen. „Ich wollte zeigen, welche Aufgaben eine Apotheke hinsichtlich der Fürsorge für ihre Patienten übernimmt. Bei leichten Erkrankungen, die Patienten ohne einen Arztbesuch selbst behandeln können, haben wir in der Apotheke viele Möglichkeiten, schnell und kompetent zu helfen. Und die Dankbarkeit für unsere Ratschläge bekommen wir regelmäßig von den Patienten zurück, wenn sie uns über den Erfolg der empfohlenen Arzneimittel berichten. Diese positiven Erfahrungen wollte ich den drei Gymnasiastinnen vermitteln, damit sie die umfangreiche und erfüllende Arbeit in einer Apotheke schätzen lernen“, erklärt Apothekerin Langhans.

Und das scheint gefruchtet zu haben. Zumindest waren Emily Winterfeld und Marianna Felicia Kirchner ohne Erwartungen an mögliche Berufsbilder in einer Apotheke gekommen. Für diese beiden Schülerinnen aus der 7. Klasse ist die konkrete Berufswahl ja noch sehr weit entfernt. „Aber frühzeitig mögliche Berufe kennenzulernen, ist sehr gut. Gerade wenn wir so eine Chance bekommen, einen Blick hinter den Verkaufstisch zu werfen. Uns hat dabei der Roboter am besten gefallen, wie er die Arzneimittel aus dem Lager herausnimmt und zur Abgabe durch die Apothekenmitarbeiter bereitstellt“, erklären im Anschluss die beiden Mädchen.

Die dritte, Henriette Waja, absolvierte bereits ihr zweiwöchiges Betriebspraktikum in dieser Apotheke. Das hatte ihr so gut gefallen, dass sie auch den Girls Day nutzte, um wiederzukommen. „Ich kann mir vorstellen, später einmal Pharmazie zu studieren. Die Arbeit in der Apotheke ist abwechslungsreich. Denn ich habe erlebt, dass neben der Abgabe der Arzneimittel auch die Logistik, der Einkauf und die gute Kommunikation mit den Patienten zum Berufsleben dazugehören. Das gesamte Arbeitsfeld hat mir sehr, sehr gut gefallen“, so die Schülerin.

Barbara Langhans bietet gern in ihrer Apotheke Praktika jeglicher Art an. „Mir ist bewusst, dass wir nur durch diese offenen Türen Nachwuchs für unsere Apotheken begeistern und gewinnen können. Wer sich nicht öffnet, kann auch nicht vermitteln, was alles zu einer Arbeit einer Apothekerin oder einer Pharmazeutisch-Technischen Assistentin (PTA) gehört. Und die positive Rückmeldung nicht nur der drei Mädchen zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Bei den immer weniger werdenden möglichen Bewerbern gehört für mich das frühzeitige Werben für diesen schönen Beruf einfach mit dazu“, erklärt sie im Nachgang des Girls Day. Und ergänzt: „Ich hätte noch weitere zehn Mädchen an diesem Tag begrüßen können, so groß war die Nachfrage.“

Weitere Praktikanten konnte die engagierte Apothekerin nach einer Teilnahme an einer Berufsmesse im Januar diesen Jahres begrüßen. „Hier appelliere ich an unseren Berufsstand, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn wir können nicht mangelnden Nachwuchs beklagen, wenn wir uns nicht auch auf allen Kanälen zeigen, den jungen Menschen unseren Beruf nahe bringen und sie in die Apotheke einladen.“