Reformvorhaben gefährdet massiv das Apothekensystem in seiner Gesamtheit

(Magdeburg, 24. Oktober 2025). Die vorliegenden Referentenentwürfe zu einer Apothekenrechtsreform aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) gefährden massiv das gesamte Apothekensystem. „Sollten die Berliner Ideen umgesetzt werden, wird ein Apothekensystem, das jahrzehntelang die sichere, verlässliche und vor allem menschliche Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln garantierte, akut gefährdet. Der Entwurf greift weder die bestehenden ökonomischen Probleme der Apotheken ernsthaft auf, noch werden die im Koalitionsvertrag zugesagten Verbesserungen umgesetzt. Statt einer nachhaltigen Stärkung droht eine akute Schwächung des Systems Apotheke“, erklärt Mathias Arnold. Der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt (LAV) fordert die Politik auf, endlich anzuerkennen, dass Apotheken keine gewöhnlichen Handelsbetriebe sind, sondern ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung. „Unser Alltag ist von unvorhersehbaren Aufgaben geprägt – von plötzlichen Notfällen bis zu komplexen Beratungen. Diese Verantwortung braucht Heilberufler, die unabhängig von Kapitalinteressen und ökonomisch abgesichert, ihre Aufgaben für die Menschen erfüllen können. Als die Experten für Arzneimittel stehen wir nicht nur für die Versorgung, sondern auch für die richtige Anwendung von Arzneimitteln ein. Die Apotheke ist ein Ort individueller Betreuung und direkter Verantwortung – kein austauschbarer Filialbetrieb.“

Laut Arnold hätte die Umsetzung der Pläne politisch und juristisch gravierende Folgen. „Eine Konzentration auf wenige, große Versorger mag auf dem Papier effizient erscheinen, führt in der Praxis aber zum Abbau patientennaher Versorgung. Schon heute ist die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken angespannt. Ohne eine verbesserte Honorierung sind weder die Kernaufgaben noch die von der Politik angedachten zusätzlichen Dienstleistungen schlicht nicht leistbar.“

Dieser Entwurf lässt erheblich an der Glaubwürdigkeit der Politik zweifeln. „Die Politik hat uns im Koalitionsvertrag ein Sofortprogramm mit einer Erhöhung des Fixhonorars auf 9,50 € versprochen. Diese Anpassung, übrigens die erste seit zwölf Jahren (!), wäre mehr als überfällig und würde zumindest einen Teil der inflationär gestiegenen Kosten ausgleichen. Gern möchten wir mehr Verantwortung in einem durch demografische Veränderungen massiv gefährdeten Gesundheitssystem übernehmen, aber dazu benötigen wir auch eine Anpassung der Honorierung an die reale wirtschaftliche Lage.“

„Wenn die Politik die Apothekenlandschaft schwächt und ausdünnt, verliert sie einen zentralen Baustein unseres Gesundheitswesens“, betont Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. Die wohnortnahe, empathische und fachlich kompetente Betreuung der Bevölkerung darf nicht durch kurzfristige Sparlogik ersetzt werden. „Eine Reform ist notwendig – aber sie muss die Apotheken stärken, nicht schwächen. Erneut ist die Apotheke ohne Apotheker im Gespräch. Das ist systemgefährdend. Arzneimittel sind Produkte, die den Menschen helfen, aber auch potenziell tödlich sein können. Eine falsche Einnahme, falsche Beratung oder ein unpassendes Ersatzmedikament können schlimme Folgen haben. Für die richtige Verwendung stehen die Apotheker ein. Und dass muss auch so bleiben! Auch die individuellen Rezepturen sind bis zum Schluss unter der Kontrolle des Apothekers. Dieser wichtige Bereich wird durch die vorliegenden Pläne massiv in Frage gestellt. Das System Apotheke ist sicher, effizient, resilient und muss als menschliche und vertrauensvolle, wohnortnahe Versorgung auch in Zukunft gewährleistet bleiben.“


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